Schriftliche Zeitzeugenberichte und Videoaufnahmen

12 Zeitzeugenberichte

„Solidarität kommt auch durch die moralische Unterstützung der Verzweifelten zum Ausdruck. Man musste ihnen helfen, die Menschenwürde zu wahren, während die SS und ihre Schergen alles daransetzten, uns zu entwürdigen.“

Roger Linet, Häftlingsnummer. 4487.

„Im Lager Widerstand zu leisten, das hieß vor allem, Widerstand gegen die Unterdrückung von Geist, Seele und Körper zu leisten. Widerstand gegen den Hunger und die Angst (...), gegen die Zeit und gegen den Tod zu leisten (...) Brüderlichkeit und Solidarität? Auch die gab es. Ohne sie hätte es keine Überlebenden gegeben.“

Eugène Marlot, Häftlingsnummer. 6149.

„Am Morgen bekamen wir eine Kräuterplörre, die „Kaffee“ genannt wurde, und gegen zehn Uhr auf der Baustelle eine Scheibe Brot mit einem kleinen Stück Margarine oder einer Scheibe Wurst (…) Mittags gab es im Block einen Liter sehr dünne Suppe (…) Und abends ein Stück bisweilen verschimmeltes Brot mit einem Stück Margarine.“

Georges Maradene, Häftlingsnummer. 4358.

„Die Arbeit der Inhaftierten in der Küche bestand darin, „das Beste zu tun, damit die inhaftierten verhungernden Kameraden so viel wie möglich bekommen.“

Max Nevers, Häftlingsnummer. 4585.

„Unsere blauen und weißen Streifen reichten wohl für unsere Kennzeichnung nicht aus; weitere Aufnäher sorgten dafür, dass wir schnell eingeordnet werden konnten. Über dem Herz war ein Dreieck in einer bestimmten Farbe aufgenäht, wie eine nach unten zeigende Speerspitze (…) Genau darüber, auf ein weißes, rechteckiges Stück Stoff aufgedruckt und auf die Jacke aufgenäht, befand sich die Häftlingsnummer (...), die jeden einzelnen kennzeichnete und vom Schreiber des Lagers erfasst wurde. Sie wurde zur letzten Spur der für einen Transport bestimmten Inhaftierten, auch zur letzten Spur jener, die in der Grube endeten.“

Michel Ribon, Häftlingsnummer 23082.

„Unsere erste Aufgabe war es, unseren Kameraden beizubringen, ihre Nummer auf Deutsch zu sagen (...) Wer kein Deutsch konnte, war erledigt.“

Gilbert May, Häftlingsnummer. 26645.

„Unsere blauen und weißen Streifen reichten wohl für unsere Kennzeichnung nicht aus; weitere Aufnäher sorgten dafür, dass wir schnell eingeordnet werden konnten. Über dem Herz war ein Dreieck in einer bestimmten Farbe aufgenäht, wie eine nach unten zeigende Speerspitze (…) Genau darüber, auf ein weißes, rechteckiges Stück Stoff aufgedruckt und auf die Jacke aufgenäht, befand sich die Häftlingsnummer (...), die jeden einzelnen kennzeichnete und vom Schreiber des Lagers erfasst wurde. Sie wurde zur letzten Spur der für einen Transport bestimmten Inhaftierten, auch zur letzten Spur jener, die in der Grube endeten.“

Michel Ribon, Häftlingsnummer 23082.

„Unsere erste Aufgabe war es, unseren Kameraden beizubringen, ihre Nummer auf Deutsch zu sagen (...) Wer kein Deutsch konnte, war erledigt.“

Gilbert May, Häftlingsnummer 26645.

„Ich kam ins Kommando der Straße 1 (…), die vom Ausgang des Lagers bis zur Gaskammer führte (…), da war der Kapo ein lothringischer Politiker, der als Deutscher betrachtet wurde, das war ein sehr humaner Mann (…) André, so hieß er, versuchte immer (…) uns so gut wie möglich vor Misshandlungen und schlechtem Wetter zu schützen.“

René Thalmann, Häftlingsnummer 16982.

„Der Luxemburger Raymond Schutz wurde mit der technischen Verwaltung der Flugzeugmotoren-Demontagehallen im Steinbruch betraut. Er setzte alles daran, um möglichst viele politische Häftlinge „unterzubringen“ und eine Atmosphäre zu wahren, die allen Momente der Ruhe schenkte.“

Germain Lutz, Häftlingsnummer 2296.

„Als ich später als Arzt eingesetzt wurde, konnte ich feststellen, dass die Bildung keine Rolle bei den Männern spielte, die zu Wilden wurden. Selbst Anwälte, Unterpräfekten und Ärzte benahmen sich schändlich, während es einfachen Menschen gelang, aufrecht zu bleiben und ihre Würde zu wahren.

André Ragot, Häftlingsnummer 6163.

 

„In Natzweiler-Struthof kristallisierten sich, wie in vielen anderen Lagern, die Charaktereigenschaften jedes einzelnen heraus. Sehr oft kam es zu einer kompletten Umkehr der Rollen, die die Menschen innehatten, bevor sie hinter Stacheldraht eingesperrt wurden. Die scheinbar Starken waren nicht stark. Umgekehrt stellten jene, die niemals Autorität ausgeübt hatten, echte Menschenführungsqualitäten unter Beweis, wenn es die Situation erforderte. So kam es, dass einige, die früher großes Ansehen genossen hatten, dieses komplett zugunsten anderer verloren, die insbesondere unter diesen schwierigen Umständen außerordentliche Stärke bewiesen.“

Kristian Ottosen, Häftlingsnummer 17429.

„Nur denen, die an das Genesenenblatt von Block Nr. 2 herankamen, gelang es bisweilen, einen der Gebrandmarkten zu retten. Sie riskierten damals alles, denn wären sie entdeckt worden, wären sie selbst eines Morgens die Treppe zu den Haken hinuntergebracht worden.“

Boris Pahor, Häftlingsnummer 8362.

„Ein wenig verwundert über unser Glück stellen wir uns häufig diese Frage, haben aber immer noch keine Antwort gefunden. Vielleicht unsere unerschütterliche Zuversicht, heimzukehren, unser trotz Elend und Tod nahezu unlogischer Optimismus, ein gewisser Fatalismus und auch eine Hoffnung, die so stark war, dass kein Leid sie zu erschüttern vermochte; vielleicht hat uns all das auf einmal die notwendige Kraft verliehen, zu überleben und zu siegen.“

Arthur Poitevin, Häftlingsnummer 5967.